Forschungsprofil
Lehrstuhl für Praktische Philosophie und Ethik (Prof. Dr. Monika Betzler)

Lehrstuhl für Praktische Philosophie und Ethik (Prof. Dr. Monika Betzler)
Die normative Ethik (oder Moraltheorie) beschäftigt sich sowohl mit der Frage nach dem richtigen Handeln als auch mit der Frage, was eine gute Person bzw. ein gutes Leben ausmachen. Zum einen befassen wir uns mit philosophiehistorischen Positionen dazu, was genau eine Handlung richtig und eine Person sowie ihr Leben gut macht; ein besonderer Schwerpunkt ist dabei die Ethik Immanuel Kants. Zum andern adressieren wir beide Fragen aus systematischer Perspektive: Welche moraltheoretischen Positionen gibt es und wie unterscheiden sie sich? Wie lässt sich eine kohärente Moraltheorie formulieren, die unseren moralischen Intuitionen gerecht wird, aber auch in der Lage ist, diese kritisch zu revidieren? Wie können verschiedene Moraltheorien mit empirischer Unsicherheit umgehen? Haben Personen einen besonderen Wert? Was ist Wohlergehen? Was sind moralische Rechte? Ist es zulässig, die Rechte oder Schäden verschiedener Person zu addieren, um zu einem moralischen Gesamturteil zu gelangen? Kann künstliche Intelligenz über Rechte verfügen? Wie unterscheiden sich Theorien des Rechten von Theorien des Guten? Wie lassen sich Werte kategorisieren? Was schulden wir etwa zukünftigen Generationen? Gibt es einen moralischen Fortschritt, und wenn ja, worin besteht er? Gibt es moralische Expertise? Was ist moralisches Verstehen? Wie lassen sich moraltheoretische Überlegungen auf konkrete Fälle anwenden?
Ein Forschungsschwerpunkt des Lehrstuhls liegt dabei auf der Ethik von Nahbeziehungen. So werden spezifische Beziehungsformen wie Liebe, Freundschaft, Partnerschaft und Kollegialität der genauen Analyse unterzogen und die Rechtfertigung von Parteilichkeit im Rahmen unparteilicher Moraltheorien untersucht.
Hinzu kommen Forschungsprojekte im Bereich empirischer Methoden in der Ethik, der Populationsethik, der Verteilungsgerechtigkeit, sowie der Ethik der Migration.
Die Moralpsychologie befasst sich v.a. mit der Frage, welche mentalen Zustände oder Einstellungen für moralisches Handeln und allgemein rationales Handeln über die Zeit relevant sind und welche mentalen Faktoren unser moralisches und rationales Handeln ggf. unterminieren. Wir beschäftigen uns mit dem Wert von Empathie und Vertrauen, mit moralischer Gleichgültigkeit und der Bedeutung moralischer Emotionen bzw. Einstellungen wie Trauer, Tadel und Protest. Ein besonderes Augenmerk richten wir auf die Bedingungen moralischer Verantwortung: was genau rechtfertigt es, eine Person verantwortlich zu machen und was erfordert eine aufrichtige Entschuldigung? Ein weiterer Schwerpunkt ist die Erklärung expressiven und kollektiven Handelns.
Im Zusammenhang mit rationalem Handeln über die Zeit interessieren uns Phänomene wie Autonomie und Selbst-Kontrolle, Selbstbindung (Commitment), Selbsttäuschung und Willensschwäche sowie die Rationalität von retrospektiven Einstellungen und Emotionen wie Bedauern.
Die Metaethik befasst sich v.a. mit Fragen der Epistemologie, der Metaphysik, der Sprachphilosophie und der Philosophie des Geistes, soweit sie die Moral betreffen.
Können Handlungen objektiv moralisch richtig oder falsch sein oder irren wir uns systematisch, wenn wir dies annehmen? Wie können wir moralischen Überzeugungen ausbilden und beziehen sich diese auf Fakten in der Welt oder drücken sie nur unsere eigenen Gefühle aus? Sind wir automatisch motiviert so zu handeln, wie wir es für moralisch richtig halten?
Unser Interesse am Lehrstuhl gilt einerseits einer relationalen Erklärung moralischer Normativität. Sind moralische Beziehungen fundamental in der Ethik und, wenn ja, in welchen Bereichen? Andererseits forschen wir über die Normativität nicht-moralischer Phänomene, wie etwa die Normativität persönlicher Projekte. Vor diesem Hintergrund setzt sich der Lehrstuhl auch mit Grundlagenfragen der Rechtsphilosophie auseinander, sowohl historisch als auch systematisch. Dabei stehen vor allem die Natur und Normativität des Rechts, sowie das Verhältnis von Recht und Moral im Fokus. Des Weiteren beschäftigen wir uns mit der Normativität von Rechten.
Schließlich interessieren wir uns dafür, was aus der Beziehung der moralischen Traditionen (Kantianismus, Konsequentialismus, Kontraktualismus) untereinander für die Metaethik folgt. Können diese Traditionen miteinander versöhnt werden und, wenn ja, wäre dies eine gute Nachricht für moralische Realisten oder würden sich daraus neue Probleme ergeben?
Titel | Personen | Gefördert von | Zeitraum |
---|---|---|---|
Kant on Emotions | Dr. Alix Cohen | Alexander-von-Humboldt-Stiftung | 2024 - 25 |
Künstliche Intelligenz und Verteilungsgerechtigkeit | Dr. Korbinian Rüger | BIDT | 2022 - 2024 |
Methoden praktischer Ethik | PD Dr. Norbert Paulo | DFG Heisenberg-Programm | 2024 - 2027 |
Thought Experiments in Practical Philosophy | PD Dr. Norbert Paulo | DFG | 2024 - 2027 |
Praise and Proportionality |
Dr. Marta Johansson Werkmäster | Sven and Dagmar Salén Foundation | 2024 - 2025 |
Epistemic Manipulation | Melanie Sarzano | Schweizer Nationalfonds | 2024 - 2025 |
A Relational Ethics of Manipulation | Dr. Michael Klenk | Alexander von Humboldt-Stiftung | 2024-2027 |
Empathie, Mitgefühl und mentaler Voyeurismus | Dr. Radu Bumbacea | DFG | 2025-2027 |